Wesel

Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Wesel
Typ: 
kreisangehörig
Bundesland: 
Nordrhein-Westfalen
Einreichende Dienststelle: 
Fachbereich Jugend, Schule und Sport Stadt Wesel
Name Ansprechpartner*in: 
Lamprini Beyer
Funktion Ansprechpartner*in: 
Teamleitung Kinder- und Jugendförderung
Straße/Postfach: 
Klever-Tor-Platz 1
Postleitzahl: 
46483
Ort: 
Wesel
Telefon: 
+49 281 203-2592

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

„Jedem Kind eine Chance – Fitkids Kinderangebot“/Hilfen für Kinder mit ihren suchtkranken Müttern und Vätern

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Das Fitkidsangebot in Wesel ist ein Angebot im Rahmen der selektiven sekundären Prävention für Kinder mit suchtkranken Müttern und/oder Vätern.

Kinder suchtkranker Mütter und Väter sind eine besonders bedürftige Personengruppe. Mit diesem Angebot stellt der Verein „Information & Hilfe in Drogenfragen e.V. Wesel in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Wesel hier vor Ort ein breitgefächertes Angebot, dass vor allem die Belange der benachteiligten Kinder und ihrer suchtbelasteten Familien in den Vordergrund rückt. Das evaluierte Kinderprojekt Fitkids arbeitet im Bereich der Frühintervention und Frühförderung. Es hält spezifische pragmatische Angebote für süchtige (werdende) Mütter und Väter, deren Kinder, sowie Fachkräfte vor.

Die Bewertung dieser Angebote durch die befragten Mütter, Väter und Jugendliche bestätigt, dass die Lebenssituation der suchterkrankten Eltern und ihrer Kinder verbessert wird. Es wird deutlich, dass durch die Integration der Probleme in der Elternrolle und der Bedarfe der Kinder in der Beratung eine gesundheitsfördernde Veränderung für die Kinder erreicht werden kann. Mit Hilfe der kinderorientierten Ausrichtung der Beratungsstelle, der Kompetenzerweiterung der Berater*innen und dem Aufbau von Netzwerkstrukturen gelingt es, Suchtberatung, Erziehungsberatung und Institutionen der Kinder-/Jugendhilfe zu vereinen und eine Desegmentierung der Versorgung zu ermöglichen. Es führt zu einer Auflösung des Präventionsdilemmas, da es gelingt, die schwer zu erreichende Personengruppe der suchtkranken Eltern mit ihren Kindern an die Hilfen heranzuführen.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Die Drogenberatungsstelle Wesel des Vereines „Information und Hilfe in Drogenfragen e.V.“ hat sich dem ganzheitlichen Ansatz verpflichtet. Nach den Anforderungen von ISO 9001:2008 werden Arbeitsabläufe beschrieben, untersucht und gegebenenfalls ergebnisorientiert optimiert. In der Beratungsarbeit verändern sich die Rahmenbedingungen seit 1996, weg von der Arbeit mit dem Einzelnen, dem Symptom, hin zur Arbeit mit dem (Familien-)system. Nur durch die Erweiterung des Arbeitsansatzes ist es möglich, die Kinder von suchtkranken Eltern als Angehörige mit einem eigenständigen Hilfebedarf wahrzunehmen und ihnen adäquate Prävention und Hilfen anzubieten oder zu vermitteln. In der BRD leben 40.000 bis 60.000 Kinder drogenabhängiger Eltern und ihre Anzahl ist weiter steigend. Diese Kinder sind besonders gefährdet und besonders benachteiligt, darin sind sich Wissenschaft und Praxis einig. Prof. Klein von der KFH Köln bezeichnet sie als die „Marginalisierte der Marginalisierten“ (siehe Anlage EVAFITII S.12).

Eine elterliche Abhängigkeitserkrankung betrifft und belastet die gesamte Familie und das soziale Umfeld. Kinder aus suchtbelasteten Familien sind die Leidtragenden und werden nicht selten in dieser Zeit selbst zu Eltern der Eltern, weil jene die Versorgung der Familie nicht mehr übernehmen können und/oder sie werden selbst krank. Es gilt, die Kinder mit ihren Bedarfen wahrzunehmen und zu entlasten.

Ziele des Projektes

  • Förderung und Schutz der betroffenen Kinder und ihrer Eltern
  • Förderung der Erziehungs- und Elternkompetenz
  • Stärkung der individuellen Bewältigungsressourcen der Kinder
  • Verkürzung von Klärungsprozessen, Bilden von Kooperationsmodellen u. Netzwerken (z.B. Jugendhilfe, Gesundheitshilfe und Drogenhilfe)
  • Einsparung von Kosten durch Frühintervention
  • Kindern von drogenabhängigen Eltern eine Chance auf ein gesundes und altersentsprechendes Leben geben

Angebote

Für Kinder: Spiel- und Freitzeitaktivitäten, regelmäßige Gruppenangebote mit zuverlässigem Hol- und Bringdienst, einzelfallspezifische Angebote, Ferienfreizeiten.

Für suchtkranke Eltern: Erziehungsberatung, gruppenspezifische Angebote, Beziehungsberatung, Eltern-Kind-Aktivitäten, Information, Vermittlung und bei Bedarf Begleitung in weitere Hilfen.

Für werdende Mütter und Väter: Begleitung und Beratung während der Schwangerschaft, psychosoziale Beratung, Anbindung an das Gesundheitssystem und weiterführende Hilfen

Für Fachkräfte: suchtspezifische Fortbildungen, suchtspezifische Fall- und Teamberatung, Beratungen im Einzelfall, Entwicklung von Handlungskonzepten und Arbeitshilfen, Leitfaden „Brücke bauen für Kinder von süchtigen Eltern“.

Zusätzlich zu den o.g. Angeboten fördert die Auridisstiftung das Projekt Fitkids „Netze knüpfen für Kinder süchtiger Eltern“. Dieses Projekt ist ein Organisationsentwicklungsprogramm für Sucht- und Drogenberatungsstellen. Die Erfahrungen und Ergebnisse in Wesel  wurden in einem Programm zusammengefasst und werden in Form von Inhouseschulungen (zehn Halbtagesveranstaltungen in drei Jahren) transportiert. Wir begleiten Suchthilfeteams dabei, die Kinder ihrer Klient*innen mit in den Blick der Arbeit zu nehmen, interne Arbeitsstrukturen anzupassen und Kooperations- und Netzwerkstrukturen auszubauen. Bundesweit wurden wir bisher von rund 80 Beratungsstellen bundesweit angefragt.

Umsetzung

Die Arbeit mit den Kindern süchtiger Eltern wird durch wöchentliche geschlechtssensible Kindergruppenarbeit (neun bis 15 Jährige) seit 2003, Ferienfreizeiten, Beratungsangebot für Kinder von süchtiger Eltern angeboten. Zusätzlich gibt es ein (aufsuchendes) Beratungsangebot für (werdende) süchtige Eltern, Schulungen für Multiplikator*innen in Jugend- und Suchthilfe, Fachtagungen etc. Unter anderem wurde ein spezieller Leitfaden („Brücken bauen für Kinder mit süchtigen Eltern“) für die praktische Arbeit von Sucht- und Jugendhilfe entwickelt. Über die Zusammenarbeit in den verschiedenen Netzwerken in Wesel hinaus gibt es verschiedene Kooperationsvereinbarungen. So wurde 2003 ein Kooperationsvertrag zwischen den an der Betreuung von drogenkonsumierenden Müttern/Vätern/Eltern und deren Kindern beteiligten Institutionen zur Koordinierung der Hilfen für diese Zielgruppen, insbesondere für die adäquate Versorgung von drogenabhängigen Schwangeren, innerhalb der Stadt Wesel, zwischen dem Jugendamt der Stadt Wesel, der Drogenberatung und dem Marienhospital abgeschlossen. Außerdem gibt es verschiedene Verfahrensvereinbarungen zum Kindeswohl hinsichtlich des § 8a SGB VIII, bei dem neben dem Jugendamt und der Drogenberatung auch die Gesundheitshilfe involviert ist.

Die Mitgründung von und Verankerung der Präventionsarbeit in lokalen Präventionsnetzwerken wie dem Prävnetz Wesel, dem AK Frühe Hilfen und AK Prävention, Beratung und Therapie bei sexueller Misshandlung, Missbrauch und Gewalt ist bedeutender Schwerpunkt der Arbeit in Wesel. Außerdem ist die Arbeit kreisweit im „Runden Tisch gegen häusliche Gewalt“ und landesweit im AK Frauen und Sucht und der AG Prophylaxe Ginko vernetzt. Darüber hinaus gründeten wir in Kooperation mit der Landesfachstelle Frauen und Sucht NRW BellaDonna ein landesweites Netzwerk für Fachkräfte in der Suchthilfe „Kinder süchtiger Mütter und Väter“ (Gründung 2011). Hier entstand das Kindererfassungsprogramm „NRW Kids“ welches die bestehenden Klient*innenerfassungsprogramme (patfak und ebis) ergänzt. Erste Evaluationsergebnisse liegen vor.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zur Suchtprävention in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja (bitte als Anlage beifügen)
nein
C 11 Ist der Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der/die (Ober-)Bürgermeister*in bzw. Landrat/-rätin öffentlich für den Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zum Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept?: 
ja (bitte als Anlage beifügen)
nein
C 21 Sind die Präventionsziele des Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja (bitte als Anlage beifügen)
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja (bitte als Anlage beifügen)
nein
C 23 An welche Zielgruppe richtet sich der Wettbewerbsbeitrag?: 
Kinder
Jugendliche
junge Erwachsene
Erwachsene
Senior*innen
Eltern/Erziehungsberechtigte
Familien
Personen mit Migrationshintergrund
sozial benachteiligte Personenkreise
suchtbelastete Familien
Multiplikator*innen
Veranstalter*innen von Festen u.ä.
Gastronomiebetreiber*innen
Betreiber*innen von Clubs/Diskotheken
Einzelhandel-/Tankstellenbetreiber*innen
Weitere (bitte nachfolgend benennen)
Welche?: 
Verwaltung/Politik
C 24 Ist der Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 25 Ist die Zielgruppe an der Konzeption und Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags beteiligt?: 
ja
nein
C 26 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist der Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Alkohol
Tabak
Medikamente
Cannabis
Kokain
Amphetamine (u.a. Crystal Meth)
psychoaktive Substanzen („Legal Highs“)
pathologisches Glücksspiel
exzessive Computerspiel- und Internetnutzung
Weitere (bitte nachfolgend benennen)
Welche?: 
Heroin
C 27 Welche Ansätze wirkungsvoller Suchtprävention stehen im Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Der Wettbewerbsbeitrag…: 
… trägt zur Reduzierung von Substanzkonsum und Verhaltenssüchten sowie ihrer Folgen bei.
… hat bereits in der Konzeptphase festgelegt, welche konkreten Wirkungen/Veränderungen erreicht und an Hand welcher Indikatoren diese überprüft werden sollen.
… umfasst ein Qualitätsmanagement.
… wird auf seine Wirksamkeit überprüft und z.B. durch eine interne oder externe Evaluierung begleitet.
… ist mittel- bis langfristig angelegt; es wurden nachhaltige Strukturen aufgebaut.
… verknüpft suchtspezifische Themen mit der Stärkung von Selbstwirksamkeit und der Förderung von Lebenskompetenzen.
… nutzt adäquate Zugangswege zur Zielgruppe.
… leistet einen Transfer in andere Kommunen.
Weitere (bitte nachfolgend benennen)
Welche?: 
bringt das Thema „Sucht/Suchtkrankheit“ qualifiziert in die Öffentlichkeit
C 28 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt der Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 29 An welche Lebenswelten (Settings, Einrichtungen) knüpft der Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule/Primarbereich
weiterführende Schule
Berufsschule
Betrieb/Ausbildungsstätte
Hochschule
Einrichtung der Jugendarbeit
Sportverein
Volkshochschulen/Bildungsstätten
Senioreneinrichtung
Gaststätten/Restaurants
Clubs/Diskotheken
Feste/Veranstaltungen
Straße/öffentlicher Raum
Stadtteil/Quartier
Weitere (bitte nachfolgend benennen)
Welche?: 
Kinder und ihre suchtkranken Mütter und Väter

C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik/-verwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister*in bzw. Landrat/-rätin
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Ordnungsamt
Weitere (bitte nachfolgend benennen)
Welche?: 
Jugendhilfeausschuss
C 31 Welche Akteure außerhalb von Kommunalpolitik/-verwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung des Wettbewerbeitrags?: 
Suchtberatungsstellen/Fachstellen für Suchtprävention
Krankenkassen
Krankenhäuser
Arztpraxen
Apotheken
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Betriebe/Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Migrantenorganisationen
Einrichtungen der Seniorenarbeit
Selbsthilfeeinrichtungen
Quartiermanagement
Polizei
Veranstalter*innen von Festen u.ä.
Gastronomiebetreiber*innen
Betreiber*innen von Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellenbetreiber*innen
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsor*innen
Stiftungen
Weitere (bitte nachfolgend benennen)
Welche?: 
Ehrenamtliche, Weseler Bür-ger*innen und Spender*innen
C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 33 Welche Laufzeit hat der Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wenn ja, welche?: 
Kooperationsvereinbarung/Leitfaden
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Sind im Rahmen des Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 
Fitkids als Organisationsentwicklungsprogramm „Netze knüpfen für Kinder süchtiger Eltern“

Einzelprojekte

Einzelprojekt Nr. 1

D 10 Titel des Einzelprojekts Nr. 1: 
Fitkids – Hilfen für Kinder mit ihren suchtkranken Müttern und Vätern
D 11 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 12 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
D 13 Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
D 14 Kurzbeschreibung des Projektes: 

„In Deutschland leben schätzungsweise sechs Millionen erwachsene Menschen, die als Kinder in süchtigen Familien aufwuchsen. Ca 2,65 Millionen Kinder unter 18 Jahren leben aktuell mit alkoholkranken Eltern zusammen. Hinzu kommen ca. 40.000 bis 60.000 Kinder drogenabhängiger Eltern. Circa jedes sechste Kind ist von der stofflichen Sucht in der Familie betroffen. Die Zahl der Kinder, die unter nichtstofflichen Süchten im Elternhaus leiden (Medien- und Onlinesucht, Arbeitssucht, Beziehungssucht, Sexsucht,...), lässt sich statistisch nicht erfassen. Insgesamt schätzt die Bundesdrogenbeauftragte die Zahl der von Sucht im Elternhaus betroffenen Kinder auf drei Millionen, geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Es muss somit davon ausgegangen werden, dass mindestens zehn Prozent der Bevölkerung Deutschlands in ihrer Kindheit durch ein familiäres Suchtproblem belastet wurden bzw. akut belastet sind. Kinder suchtkranker Eltern haben ein bis zu sechsmal höheres Risiko, selber süchtig zu werden oder eine andere chronische Erkrankung zu entwickeln.“ (Quelle: Nacoa Deutschland).

Diese Kinder gibt es auch in Wesel. Sie sind einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt, die sie hindern können zu gesunden Erwachsenen heranzuwachsen. Ihre Lebenssituationen sind geprägt durch: vielfachen Stress, den illegalen und/oder legalen Konsum von Suchtstoffen durch ihre Mütter und/oder Väter, Distanziertheit und Kälte, Geldnot und Armut, Bindungsabbrüche, Erziehende, deren einzige Zuverlässigkeit ihre Unzuverlässigkeit ist, altersunangemessene Verantwortungsübernahme, vielem Unausgesprochenen, u.a. dem Familiengeheimnis „Sucht“, Einsamkeit, Schuldgefühlen, schlechten Wohnverhältnissen, Gewalt und weniger gute Bildungschancen, u.a.m.

Die Zugangswege zu diesen Kindern, für Hilfen und Förderungen sind durch die beschriebenen Lebensumstände besonders schwierig. „Sucht“ wird in unserer Gesellschaft immer noch als eine persönliche Schwäche ausgelegt und führt zu Stigmatisierung und Verurteilung.

Auch diese Eltern wollen gute Eltern sein! Die Drogenberatungsstelle Wesel hat mit der Jugendhilfe und der Gesundheitshilfe ein kommunales Angebot entwickelt, mit dem es gelingt einen Zugang zu diesen Weseler Kindern mit ihren Müttern und Vätern zu bekommen. Über das Konzept Fitkids gelingt es, die Klient*innen in ihrer Elternrolle positiv anzusprechen und ihnen ggf. Hilfen aus dem Jugendhilfenetzwerk zu vermitteln, bzw. diese dorthin zu begleiten. Über den erweiterten Blick der Suchthilfe kann so möglichst früh Hilfe in die Familien gebracht werden. Auch über die lebenspraktischen Angebote erfahren die Eltern einen Benefit sich hier als Mutter oder Vater zu erkennen zu geben. 

Im Jahr 2019 wurden im Rahmen des Fitkids-Projektes in Wesel folgende Angebote/Maßnahmen durchgeführt bzw. organisiert:

  • Gruppenstunden dreimal/Monat mit der Kindergruppe (teilweise über Spenden finanziert), diese Kinder sind zwischen  neun und 15 Jahre alt
  • eine Ferienfreizeit (eine Woche in einem Selbstversorgerhaus in Naumburg/Hessen)
  • zwei Tagesausflüge (Movie Park und eine Fahrradtour zum Hof Elverich in Büderich)
  • Weihnachtsbaumschlagen mit Weihnachtsmarktbesuch bei einem Hünxer Bauernhof

Alle Aktivitäten wurden über Spenden und Freikarten finanziert.

  • Weiter konnten Familien im Sommer über Freikarten zu Freibadbesuchen eingeladen werden.
  • unregelmäßig, ca. einmal im Monat, Treffen für die „Maxikinder“/die Jugendlichen, die Kindergruppe pausiert dann
  • zahlreiche Treffen bei öffentlichen Veranstaltungen, wie Chorauftritte, Laufwettbewerbe  
  • Informationsveranstaltungen bei Sponsoren, wie Rotary, Soroptimisten, Lions
  • Organisation einer Weihnachtswunschbaumaktion mit einem Stand auf dem Weseler Adventsmarkt für die Kinder der Klient*innen der Beratungsstelle (mit 70 Geschenkewünschen) 

Einzelprojekt Nr. 2

D 20 Titel des Einzelprojekts Nr. 2: 
Fitkidsorganisationsentwicklungsprogramm „Netze knüpfen für Kinder süchtiger Eltern“
D 21 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 22 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
D 23 Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
D 24 Kurzbeschreibung des Projektes: 

FITKIDS ist ein Organisationsentwicklungsprogramm für die praktische Arbeit von Suchtberatungsstellen. Es wird über zehn Terminen (Halbtagesveranstaltungen) in Form von „Inhouse-Schulungen“ in ca. drei Jahren auf dem Hintergrund der regionalen Ressourcen und Schwerpunktsetzung nachhaltig in den jeweiligen Beratungsstellenalltag implementiert. Wir unterstützen die Teams dabei, die Kinder Ihrer Klient*innen zusätzlich mit in den Blick der Beratungsstelle zu nehmen und Handlungssicherheit in diesem Themenfeld zu erlangen. Ziel ist es, die Kinder adäquat als Angehörige mit einem eigenständigen Hilfebedarf wahrzunehmen. Über die Einschätzung der jeweiligen Lebenssituationen werden den Müttern und Vätern Hilfen angeboten, bzw. in Hilfen vermittelt. Die Mütter und Väter erfahren so Unterstützung in ihrer Elternrolle und eine frühe, motivierte Anbindung ans Hilfesystem kann so leichter gelingen (Auflösung des Präventiosndilemmas). In dem Zusammenhang steht die Entwicklung beziehungsweise die Weiterentwicklung der Kooperationsstrukturen in der jeweiligen Kommune auf der Prioritätenliste.  

Konkret wird nach einem vorgeschalteten Informationsgespräch in regelmäßigen Coaching-Terminen ein eigener Fahrplan für die Beratungsstelle auf dem Hintergrund der jeweiligen Ressourcen und Schwerpunktsetzung entwickelt.

Welche Vorteile bietet FITKIDS für eine Beratungsstelle konkret?

  • einen Imagegewinn für die Beratungsstelle und eine Verbesserung der Kooperationsnetzwerke
  • einen Zugriff auf einen in der Praxis erprobten Instrumentenpool
  • eine konkrete Unterstützung bei der nachhaltigen Implementierung des familienorientierten Arbeitsansatzes in der Beratungsstelle
  • ein kontinuierlich begleiteter „Change-Managementprozess“
  • die Partizipation am FITKIDS-Netzwerk (Regionale Treffen der Standorte, Fachveranstaltungen & Fortbildungen, Netzwertreffen,..)
  • Handlungssicherheit durch die Entwicklung eigener Handlungskonzepte zum Thema und zur Einschätzung von Kindeswohlgefährdung
  • die Unterstützung bei der Einführung einer systematischen Kindererfassung und Dokumentation
  • dieses hochwertige Angebot im Wert von 15.000€ ist bis 2021 stiftungsgefördert und für teilnehmende Beratungsstellen kostenfrei!

In der Umsetzung des Kinderthemas in den Suchthilfeeinrichtungen wurden in 2018 an 38 von 62 Standorten 748 Weihnachtsgeschenke und für 683 Kinder, Mütter und Väter Freizeitaktionen organisiert. 334 mal wurde erfasst, dass durch Mitarbeiter*innen der Beratungsstellen Familien in Hilfen der Jugendhilfe und auch umgekehrt vermittelt wurden.

Anlagen